Infos zur Legasthenie

 

Lese- und Rechtschreibschwäche und Rechenschwäche

Zusammenfassung

Die Weltgesundheitsorganisation definiert die Lese-Schreibschwäche(abgekürtzt: LSR, lateinisch-griechisch: Legasthenie) als eine umschriebene Entwicklungsstörung der Lese und Schreibfähigkeiten. Die betroffenen Kinder fallen dadurch in der Schule auf, dass sie, mit Ausnahme der Leistungen beim Lesen und Schreiben, eigentlich gute schulische Leistungen erbringen. Bei der Rechenschwäche(Dyskalkulie) treten dieselben Probleme, bezogen auf die Rechenleistungen auf.


Werden auch leichte Fälle von Legasthenie mit berücksichtigt, so leiden ca. 10% der Bevölkerung an einer LSR. Bei der Rechenschwäche sind es etwa 4-6%.

Als Ursache wird vermutet, dass genetische Einflüsse oder Schädigungen während der Schwangerschaft und Geburt die Informationsverarbeitung im Gehirn beeinflussen und so eine umschrieben Entwicklungsstörung begründen. Das Elternhaus und das Umfeld des Kindes dagegen haben bezüglich der Ursachen der Störung nur wenig Bedeutung.

Das legasthene oder rechenschwache Kind ist in der Regel während seiner Schulzeit großen Belastungen ausgesetzt. Die Schlechten Noten in diesen schulischen Bereichen können zu einer allgemeinen Schulunlust führen, die dann alle schulischen Leistungen gefährdet. Außerdem haben die Kinder bis zum Jugendalter ein höheres Risiko emotionale Störungen zu entwickeln.

Eine Behandlung sollte so früh wie möglich beginnen. Sie kann leichte Entwicklungsstörungen beheben helfen und eine schwere Störung so weit ausgleichen, dass mit der schulischer und sonstiger Hilfe ein normaler beruflicher Werdegang ermöglicht werden kann.

Allgemeines

Eine Lese- und Rechtschreibstörung oder eine Rechenschwäche werden unter den Begriffen Teilleistungsstörung oder auch Entwicklungsstörung zusammen gefasst. Zur Feststellung einer solchen Teilleistungsstörung müssen folgende Punkte erfüllt sein:

  1. Benotung mit einer 5 oder 6 in Deutsch, bzw. Mathematik. Die Medizin bzw medizinische Statistik hat diesen Tatbestand wissenschaftlich präzise wie folgt definiert: Die Schulische bewertung ist schlechter als 97 Prozent der vergleichbaren Schulkinder.
  2. Die Schwäche des Kindes in dem Fach ist nicht durch eine verminderte Intelligenz erklärbar.
  3. Die Entwicklungsstörung muss spätestens bis zum 5. Schuljahr aufgefallen sein. Zeigen sich in späteren Schulstufen ähnliche Probleme, liegt wahrscheinlich eine andere Ursache vor.
  4. Das Kind ist bisher ganz normal unterrichtet worden. Ist ein Kind schlecht im Lesen, Schreiben oder Rechnen, weil es nicht genügend die Schule besucht, oder mangelhaften Unterricht bekommen hat, kann meist keine Teilstörungen festgestellt werden.
  5. Das Kind hört und sieht gut und leidet an keiner Erkrankung, die eine erfolgreiche Mitarbeit des Kindes Im Unterricht verhindert. Eine Teilleistungsstörung liegt auch nicht vor, wenn das Kind z.B. schon einmal lesen konnte, aber diese Fähigkeit durch eine Erkrankung wieder verloren hat.

Um eine derartige Lese-, Rechtschreib- oder Rechenschwäche verstehen zu können, ist es Sinnvoll, sich eine andere Störung ins Gedächtnis zu rufen: die Farbblindheit. In Bezug auf die Gesundheit und die Intelligenz unterscheiden sich Farbenblinde in keiner Weise von ihren Mitmenschen. Das einzige, was auffällt ist eben, dass sie die Farben Rot und Grün nicht unterscheiden können. Inmitten ansonsten ganz normal ausgebildeter Fähigkeiten findet sich also eine klar begrenzte Schwäche.

Ähnlich sind die Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwächen zu verstehen. Kinder die daran leiden, verhalten sich in allen anderen Bereichen nicht anders als ihre Mitschüler, nur die Fähigkeit, so gut zu schreiben, zu lesen oder zu rechnen wie die anderen, ist nicht vorhanden. Leider verlangt unserer Alltag viel häufiger, dass wir mit Buchstaben und Zahlen umgehen, als dass wir Rot und Grün unterscheiden können. Daher wirken diese Schwächen viel stärker auf das Leben der betroffenen Kinder als manch anderer Mangel aus. Jemand, der einfach nicht so schnell lesen lernt wie die anderen Kinder im gleichen Alter, wird oft als dumm oder faul abgestempelt. Kein Wunder, dass die auf die Weise auffälligen Kinder oft einem großen Druck ausgesetzt sind und oft gefährdet sind, bleibende Schäden im Verlauf ihrer Schulzeit zu entwickeln.

Ursachen

Ein einziger bestimmter Grund ist bisher nicht bekannt. Eher treffen mehrere Einflüsse aufeinander und formen zusammen die Teilleistungsstörung aus (multifaktorielle Genese). 

Untersuchungen haben aber ergeben, dass zumindest die Anlage, also die Möglichkeit daran zu erkranken, vererbt wird. Tatsache ist, dass Teilleistungsstörungen innerhalb von Familien gehäuft auftreten.

Neurologische Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass die Informationsverarbeitung im Gehirn gestört ist. Über unsere Sinne nehmen wir ständig unsere Umwelt wahr. Diese Informationen werden im Gehirn mit dem bereits Erlernten verglichen, Unwichtiges wird aussortiert und Wichtiges weiterverarbeitet, abgespeichert und bei Bedarf angewendet. Die Teile des Gehirns, die dies in Bezug auf Buchstaben oder Zahlen leisten, funktionieren bei den Teilleistungsstörungen nicht richtig. Als Ursache dafür werden zum Beispiel Schädigungen während der Schwangerschaft oder Geburt gesehen.

Emotionale und soziale Umstände des betroffenen Kindes sind zumindest an der Ausprägung der Störung beteiligt. Es ist leicht nach zu vollziehen, dass sich die Störung verstärkt, wenn das Kind in der Familie oder in der Schule nicht die notwendige Unterstützung findet und zu wenig an seinen schwachen Stellen gefördert wird.

Symptome

Eine Teilleistungsstörung zeigt sich durch folgendes:

  • Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes zögern oder Verlieren der Zeile im Text
  • niedrige Lesegeschwindigkeit
  • Ungenaues Betonen des Textes
  • Wörter im Satz oder Buchstaben in den Wörtern werden vertauscht

Dabei wird der Text auch schlechter verstanden: Gelesenes kann schlechter wiedergegeben werden und Zusammenhänge werden nicht erkannt. Wird die Lesefähigkeit beurteilt, muss natürlich stets das Alter und der schulische Entwicklungsgrad des Kindes berücksichtigt werden.

Die Rechtschreibstörung lässt sich nicht durch eine bestimmte Art von Fehlern erkennen. Wichtig ist also nicht, welche Art von Fehlern gemacht werden, sondern wie oft sie auftreten. Häufig sind jedoch folgende Probleme beim Schreiben:

  • Reversionen innerhalb eines Wortes werden die Buchstaben verdreht, besonders oft bei den Buchstaben "b-d" und "p-q".
  • Reihenfolgefehler: in einem Wort werden die Buchstaben umgestellt.
  • Einzelne Buchstaben oder Wortteile werden ausgelassen
  • Falsche Buchstaben oder Wortteile werden eingefügt.
  • Regelfehler: Fehler in der Groß- und Kleinschreibung, Dehnungsfehler
  • Wahrnehmungsfehler: ähnlich klingende Buchstaben werden verwechselt, zum Beispiel "d-t" und "g-k"
  • Fehlerinkonstanz: auch nach angestrengten Üben wird dasselbe Wort immer wieder unterschiedlich falsch geschrieben.

Vor allem bei Diktaten und Aufsätzen treten diese Fehler auf. Das Abschreiben eines Textes kann fehlerlos gelingen. Auch können die Kinder die Wörter korrekt aussprechen und trotzdem falsch schreiben. Interessant ist, dass oft schon im Vorschulalter diese Kinder Schwierigkeiten hatten, das Alphabet aufzusagen, Buchstaben zu benennen, Lauta zu unterscheiden und Wortreime zu bilden.

Eine Rechenstörung zeigt sich in der Regel darin, dass ein Kind unfähig ist, mit Zahlen und Mengen durch bloßes gedankliches Vorstellen zu rechnen.

  • Einfache Grundbegriffe im Umgang mit Zahlen werden nicht verstanden. Die einfachen Konzepte, dass eine Zahl mehr oder weniger als eine andere Zahl sein kann, dass ein Vielfaches von etwas sein kann, werden schlechter verstanden. Dementsprechend treten Schwierigkeiten bei der Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division auf.
  • Das Kind kann auch sprachlich schlechter mit Zahlen umgehen. Es Zählt fehlerhaft, das Einmaleins sitzt nicht richtig und zugrunde liegende Rechenwege von Textaufgaben werden nicht verstanden.
  • Auch der Übergang von einer Zahl zu der Entsprechenden Menge wird gedanklich schlechter bewältigt.
  • Es zeigen sich Aufmerksamkeitsschwächen: das Kind schreibt zum Beispiel Zahlen falsch ab oder übersieht Rechenwege.